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Urban Fantasy & Steampunk
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Sie agieren meist im Hintergrund, belächelt von Großverlagen und dem Mainstream, Bestseller- und Debütautoren. Doch sie operieren von geheimen Schlupfwinkeln aus, in unscheinbaren Gebäuden fern ab der schönen Glitzerwelt der Großunternehmen und Konzerne, und arbeiten daran, die (Buch)Weltherrschaft an sich zu reißen. Die Rede ist von Kleinverlagen. In dieser Enthüllungsakte schreibe ich über meine unvorstellbaren Entdeckungen.
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Noch vor einigen Jahren musste man sich als SelfpublisherIn hinter vorgehaltener Hand outen. Da gab es Leute, die ihre Tagebucheinträge oder Teenie-Fantasien mit irgendwelchen Stars und Sternchen veröffentlichten. Als ernsthafte AutorIn musste man sich da mit den absurdesten Vorwürfen konfrontieren lassen. Mit der Zeit hat sich das Bild gewandelt. Es gibt immer mehr Selfies, die sich professionalisieren und sich quasi wie „richtige“ VerlegerInnen benehmen. Und es gibt Leute, die das ganze nicht so ernst nehmen.
Selbst wenn eine keine Kohle hat und auch erst das Debüt oder das zweite Buch veröffentlicht, es wird höchste Professionalität erwartet. In der Umfrage der Selfpublisher-Bibel 2018 gaben 18 Prozent von 843 Teilnehmern an, ca. 1.500 Euro in die Veröffentlichung ihrer Bücher zu investieren. Dagegen sieht man an den Einnahmen, dass die Mehrheit der AutorInnen (36,51 Prozent) monatlich unter 50 Euro mit ihren Büchern einnehmen. Einnahmen bis 100 Euro können 13,95 Prozent verbuchen, bis 200 Euro sind es 8,84 Prozent. Insgesamt sind es 80,23 Prozent der Befragten, die unter 1.000 Euro monatlich verdienen. Die restlichen Prozente teilen sich auf Einnahmen zwischen 1.000 Euro und 7.500 Euro auf. Und dies stellt schon eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu den Jahren davor dar. Ein Grund dafür ist auch auf jeden Fall in der Professionalisierung der Selfies zu sehen.
(Anekdote am Rande: Mir hat mal eine Kollegin gesagt, dass man daran erkennt, dass es einem Unternehmen schlecht geht, wenn die Buchhalterin geht – oder anfängt zu weinen)
Da wundert sich eine, warum in den ganzen Gruppen schon mal vorab Cover gezeigt werden, weil sich die AutorIn nicht entscheiden kann und deshalb die LeserInnen und andere Selfies um Rat fragt. Bloß keinen Fehler machen, steht da im Hintergrund. Man will ja nicht, dass jemanden das Cover nicht gefällt. Aber Schwund ist überall. Es gibt immer jemanden, der am Cover zu meckern hat, den Buchsatz kacke und den Klappentext inhaltslos findet. Es kann immer irgendwas gefunden werden, was nicht perfekt ist.
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Im zweiten Teil der Blogserie um Marketing für AutorInnen geht es um die Definition der Zielgruppe. Dafür habe ich Helen von Buchvermarktung gebeten, einen Artikel zu verfassen. Helen hat sich auf Marketing für Bücher spezialisiert, denn ein Buch ist anders zu bewerben als eine Kaffeemaschine. Da sind manche Maßnahmen wirkungslos. Hier unterstützt Helen AutorInnen mit ihren Programme, Ideen und Seminaren, die eigens auf die Bewerbung von Büchern zurecht geschnitten sind. Gerade mit der Zielgruppe tun sich viele AutorInnen schwer, denn nicht jeder Mensch, der Bücher liest, liest auch das eigene Buch. Hierzu hat Helen eine Hilfestellung verfasst.
Zielgruppe 1
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Zielgruppe 2
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Zielgruppe 3
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Alter
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16-20
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25-35
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35-50
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Geschlecht
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m
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w
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w/m
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Lieblingsautor
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Cody McFadyen
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Sebastian Fitzek
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Stephen King
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Lieblings Film Genre
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Horror
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Thriller
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Bildungsstand
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…
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Der Spagat zwischen Heilige und Hure fällt Frauen nicht leicht – erst recht nicht in der Fantasy. Die AutorInnen müssen stark darauf achten, dass der weibliche Charakter auch auf jeden Fall noch gut zu vögeln ist, auf der anderen Seite darf sie das nur unter bestimmten Bedingungen tun. Sobald ein weiblicher Charakter aus diesen Rahmenbedingungen ausbricht, muss sich die AutorIn damit auseinandersetzen, dass ihre Protagonistin ggf. als Schlampe bezeichnet wird und sie den Empörungen der LeserInnenschaft ausgesetzt ist.
Ein Spagat auf einem seidenen Faden, der zu schnell reißen kann. Als AutorInnen haben wir die Möglichkeit, zu zeigen, dass auch ein Leben außerhalb der Norm, noch lange kein Leben als Hure bedeutet. Und was ist schon Norm? Für wen Norm? In der Fantasy können alle Rahmen neu gesetzt werden, dies können wir ausnutzen.
Ich plane gerade eine neue Serie, die sich mit Marketing für AutorInnen befasst. Für den Auftakt habe ich meine liebe Blogger-Kollegin Franziska Kurz von Franzi liest gebeten, einen Artikel über Markenbildung zu formulieren. Franzi ist Spezialistin im Marketing und hat auch auf der Leipziger Buchmesse 2018 einen Vortrag über Markenbildung und dem „goldenen Ei“ gehalten. Diesen Vortrag habe ich mir angesehen und fand ihn sehr nützlich für AutorInnen.
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Eine Marke schaffen |
Beim Lesen von Büchern stelle ich immer wieder fest, dass die Hintergründe nicht gut recherchiert sind. Für mich stellt die Recherche aber ein grundlegendes Element dar, wenn ich meine Bücher schreibe. Es gab schon Bücher, die habe ich nach wenigen Seiten in eine Ecke geworfen, weil ich bei jedem zweiten Satz dachte: das ist so nicht richtig! Ich hatte es bei einem Buch tatsächlich einmal dazu gebracht, eine Liste mit Fehlern zu erstellen. Diese umfasste nach 40 Buchseiten tatsächlich 2 vollgeschriebene A4 Seiten. Sowas regt mich auf. Ich fühle mich als Leserin echt beleidigt, wenn die AutorIn denkt, ich wäre zu blöd, um diese Unstimmigkeiten zu bemerken.
Ich hatte ihr erzählt, dass meine Protagonistin in einer Szene ein Jagdgewehr benutzt. Also bin ich in die Bibliothek gegangen und habe Bücher über die Jagd gelesen und so nicht nur herausgefunden, wie man so ein Gewehr hält, sondern ich weiß jetzt auch alles mögliche über nachhaltiges Jagen. Diese Information wird nur in zwei Sätzen des Buches erwähnt, aber ich wollte den Vorgang so korrekt wie möglich beschreiben. Auch meine geschichtlichen Aspekte, die ich in einflechte, habe ich vorher ziemlich genau recherchiert. Ich denke mir immer, vielleicht liest ja mal ein Geschichtslehrer mit Jagdschein mein Buch und regt sich dann genauso über falsche Informationen auf wie ich. Das möchte ich doch vermeiden.
Es gibt sicher LeserInnen, die Bücher ausschließlich aus dem Grund der Zerstreuung lesen. Aber eben auch nicht alle. Ich habe immer Bücher gelesen und habe mir „etwas daraus mitgenommen.“ So hatte ich einmal ein sehr schlechte Zeit durchgemacht und habe in dieser Phase vermehrt Bücher gelesen, wo es den Protagonisten ähnlich ging wie mir. So habe ich gehofft, neue Wege zur Lösungsfindung zu entdecken. Ich habe neulich erst einer Freundin gesagt, dass ich keine Rosarot-Romane lese, wenn ich Probleme habe, weil ich daraus nichts lernen und mitnehmen kann. Die ProtagonistInnen in solchen Geschichten haben aus meiner Sicht keine „echten“ Probleme und bieten dadurch auch keinen Mehrwert.
Wenn ich also ein Buch lese, dann will ich auch etwas davon haben. Ich suche Lösungen für Probleme, neue Ansichten und Lebensweisen, will Städte und Länder kennen lernen. So etwas findet man durchaus in ganz normalen Romanen, sogar in Fantasy-Geschichten. Deshalb kann ich es nicht leiden, wenn die AutorInnen einfach mal irgendwelche grundlegenden Gesetze aus den Angeln heben oder die Historie umschreiben, weil das besser zu ihrem Plot passt. Da werden ganze Landstriche umgestaltet, Städte versetzt oder Bildungssysteme vernichtet. Es gibt sicher Leute, die interessiert es nicht, ob man vier Stunden nach einem Brand noch in Flammen aufgeht, wenn man durch den Brandherd flaniert. Aber ich gehöre nicht dazu. Wenn eine AutorIn in der Realität schreibt, dann muss diese so genau wie möglich abgebildet werden, sonst wird das unglaubwürdig.
Ganz ehrlich, wenn man als AutorIn Zeit hat, irgendeinen Schmarrn in seine Story zu schreiben und darüber mit anderen zu diskutieren, dann hat man auch Zeit, einmal Google zu fragen, ob das stimmt und die drei Sätze eben umzuschreiben. Es soll ja LeserInnen geben, die Bücher an die Wand schmeißen, wenn sie sich für blöd verkauft fühlen…
Jeder kennt ihn: den einsamen Wolf, der allein durch die Welt zieht, Frauen und Kinder rettet, Königreiche befreit, und am Ende seines glorreichen Werks weiter zieht bis er auf das nächste Abenteuer trifft. Grundsätzlich ist dieser Charakter männlich. Ich kenne keine Geschichte, in der eine Frau dauerhaft ohne Wohnsitz herumstreift und am Ende immer noch glücklich mit dieser Lebensweise ist. Der Archetyp des einsamen Helden scheint eine typische Männerrolle zu sein. Was sind das für Persönlichkeiten, die da so allein durch die Welt streifen?
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Quelle: Pixabay |
Ich kenne einige Romane, in denen diese Fehler nicht gemacht werden. Die Frauen haben ordentlich was an und die Kriegerinnen tragen im Prinzip das gleiche wie Männer – eine stattliche Rüstung. Wenn ich mir dann allerdings das Cover dazu anschaue, dreht sich mir häufig der Magen um. Auf dem Bild prangt wieder eine Frau, die nichts anzuziehen hat. Das findet sich tatsächlich relativ selten bei Selfpublishern, dagegen aber sehr häufig bei Verlags-Fantasy, insbesondere bei Serien zu Computerspielen. Das versaut mir als Leser direkt das Bild von der Frau um die es dort geht. Ich stelle mir die Kriegerin sofort in derartigem Outfit vor und mir fällt es verdammt schwer von diesem Bild wegzukommen – selbst dann, wenn die AutorIn explizit eine völlig andere Ausstattung beschreibt als auf dem Cover vorgegeben ist.
Ich freue mich daher fast über den Trend, von Gesichtern und Personen auf Covern abzusehen. Zumindest in der Fantasy sehe ich hauptsächlich Bilder mit Gegenständen, Schnörkeln und Landschaften. Doch selbst wenn auf dem Cover lediglich Silhouetten zu sehen sind, wird deutlich, wer hier die Hosen an hat und wer in einem Kleidchen herumläuft. Wenn es denn zur Story passen würde, wäre das gar kein Problem. Ist aber häufig nicht so.
Sternberg führte mehrere Studien durch. Dabei stellte sich heraus, dass die männlichen Probanden überwiegend auf Objektgeschichten fixiert sind. Sie hängen Liebesgeschichten an, in denen die Partnerin ein „Kunstwerk“ darstellt, „die Sammlung“ vervollständigt. Die weiblichen Probanden dagegen erreichten überwiegend hohe Werte bei der Liebesgeschichte der „Reise“. In einem Test mit Paaren (n=43) stellte sich heraus, dass Männer ihre Partnerin als Objekt sehen und sich gern als Nutznießer eines Opfers, das von der Frau erbracht wird.
In Objektgeschichten werden die Partner nicht um ihrer selbst willen geliebt, sondern in ihrer Funktion als Objekt. Solange die Parterin also ihre Funktion erfüllt, ist alles gut. Wird die PartnerIn also zum Beispiel wegen seines äußeren Erscheinungsbildes geschätzt, funktioniert die Partnerschaft so lange die PartnerIn schön genug ist. Dann wirds kritisch. Es wird sich für eine PartnerIn entschieden, weil sie eben in die Sammlung passt, ähnlich eines gesammelten Gegenstands. So entscheidet sich eine Person häufig für eine PartnerIn einfach aus dem Grund, dass es nun mal an der Zeit ist, sich zu binden. Eine PartnerIn würde gerade die perfekte Ergänzung zum Lebensstil sein.
Wenn ich mir den Beziehungsverlauf der beiden Protagonisten so vorstelle, dann muss ich erschreckende Parallelen der Charaktereigenschaften der dargestellten Kerle, zu denen eines gewissen amerikanischen Präsidenten mit schlechter Frisur feststellen. Die Kerle sind aufbrausend, bockig, teilweise ziemlich dumm, kontrollsüchtig, bestechen alle möglichen Leute mit Geld, keiner mag sie richtig und sie haben ein übersteigertes Geltungsbedürfnis. Mal abgesehen davon, dass sie ihre Freundinnen / Frauen schlecht behandeln. Liebe AutorInnen und LeserInnen, möchtet ihr wirklich mit so einem zusammen sein?